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Traumata der Kriegskinder und–enkel
Weiterlesen: Traumata der Kriegskinder und–enkelIch reiße die Füße mitsamt den rostigen Nägeln vom Boden und fliege zur Tür. Die Ratten im Kohlensack verharren still. Ich schwebe auf den Hausflur hinaus, kräftige Schwimmstöße schieben mich vorwärts. Draußen das Klo ist verrammelt. Sirenen heulen. Die Stiege! Ein Tritt, ins Leere, ich stürze … (Lichtblau#mavi S. 15) // Marie (Mitte 40) träumt wiederholt von sich als kleinem Mädchen, offenbar im Krieg. Es sind Angstträume, die sie bedrücken. „Mollträume“ nennt ihr Mann sie, und das ist genau die Stimmung, die sie nach den Träumen nicht loslässt: Moll! Irgendwann liest ihr Mann in der Zeitung etwas über „Kriegsenkel“, Marie wehrt ab, fragt vor allem, warum das nur in Deutschland Thema sein soll, obwohl doch überall auf der Welt viele Menschen mit furchtbaren Kriegstraumata leben. Ihr Mann aber liest weiter: „Es kommt vor, dass Kinder von Kriegskindern, Frauen vor allem, in Traumbildern erleben, was ihre Mütter damals traumatisiert hat …“ Da kommt Marie dann doch ins Nachdenken …
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Demirs Meyhane
Weiterlesen: Demirs MeyhaneErinnert ihr euch an Sibels strengen, strenggläubigen Vater in „Gegen die Wand“ oder den Hodscha in „40 Quadratmeter Deutschland“, an den Mann mit der markanten Stimme und dem weißen Rauschebart? Demir Gökgöl, der Schauspieler und Rezitator, der alles andere als streng und strenggläubig war, wäre heute, am 15. Juli, 85 geworden. In Lichtblau#mavi habe ich ihm ein kleines Denkmal gesetzt: Demirs Meyhane im Istanbuler Szeneviertel Beyoglu …
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Das Cover
Weiterlesen: Das Cover»Schau!« Tayfun blieb stehen. Als Lea den Kopf hob, traf sie den Blick eines kleinen Mädchens unter einem Schirm in den Farben des Regenbogens. Es streckte ihr die Hand entgegen. »Wie schön!« Das gigantische Wandbild zog sich hinter einem zugemüllten Parkplatz drei, vier Stockwerke hoch über eine Mauer. »Wunderschön!« Auf einen Schlag war die Hässlichkeit des maroden Stadtteils verflogen … (Lichtblau #mavi, S. 59/60) Das Mädchen unter dem regenbogenfarbenen Schirm stand mir lebendig vor Augen, als ich Lea zum ersten Mal nach Rasimpaşa/Yeldeğirmeni schickte. Gern hätte ich es auf dem Cover gesehen, doch ich fand es nicht wieder. Und hatte ich nicht schon 2015 Selen gesagt, wie sehr ich mir wünsche, dass sie das Cover für mein neues Buch gestaltet?
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(Verspätete) Buchpremiere online
Weiterlesen: (Verspätete) Buchpremiere online„Es ist euer Leben. Es ist unser Leben. Es ist das Leben überhaupt …“, heißt es an einer Stelle in Bachtyar Alis Roman Der letzte Granatapfel. Das Motto habe ich meinem Roman Lichtblau #mavi vorangestellt, denn genau darum geht es doch. Oder frei nach John Lennon: Das Leben findet statt, während wir Pläne für das Leben machen … Und wie das Leben so spielt, musste die zum Erscheinungstermin 21. Februar 2022 geplante Online-Buchpremiere verschoben werden. Der Text stand, ich nahm gerade das Audio für die Lesung auf, da kam ein Anruf …
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Wie alles anfing
Weiterlesen: Wie alles anfingErinnert ihr euch an die Gezi-Proteste in Istanbul im Mai/Juni 2013? Aus dem Engagement einer kleinen Gruppe von Umweltschützern, die verhindern wollten, dass Bäume in einer der letzten grünen Oasen im Herzen von Istanbul gefällt werden, wurden landesweite Proteste gegen die Regierung. Euphorie machte sich breit, immer mehr Menschen schlossen sich an, zunächst in Istanbul, dann nahezu überall in der Türkei. Eine völlig neue Bewegung entstand …